Zuletzt bearbeitet am 24. März 2017

In dem Märchenspiel geht es um einen Sturm, der ein Schiff vor einer Insel im Mittelmeer – es könnte sich um Lampedusa handeln – in Seenot geraten lässt.
Das Stück hat fünf Aufzüge. Im ersten Aufzug versinkt ein Schiff in den Fluten eines schweren Sturmes. Diesen hat der Zauberer Prospero bewirkt, und in einer langen Szene erläutert er seiner Tochter Miranda die Gründe seines Tuns. Nachdem er sie dann in Schlaf versetzt, tauchen zwei Gestalten auf, die er in seine Macht gebracht hat: den Luftgeist Ariel und den Erdgeist Caliban.
Ariel will seine Freiheit erlangen, und so lässt er sich von Prospero zu Zauberdiensten verpflichten. Er führt einen Überlebenden, den Prinzen Ferdinand, der schlafenden Miranda zu. Beide verlieben sich schnell ineinander, was Prosperos Ziel ist. Allerdings lässt der Zauberer rasch durchblicken, dass er mit Ferdinands Familie noch eine Rechnung offen hat.
Ferdinands Vater Alonso ist der König von Neapel. Daneben hat er noch einen Onkel, der Sebastian heißt. Aber auch Prospero hat Verwandschaft an Bord: seinen Bruder Antonio, der ihn in einer Intrige um das Herzogtum Mailands gebracht hat. Prospero ist also nicht nur ein Zauberer, sondern auch der rechtmäßige Herzog.
Der zweite Aufzug besteht aus zwei großen Szenen. In der ersten Szene finden wir Neapels Hofstaat vor, und wir folgen einem Hofgezänk, in dem um die Stimmung des Königs gerungen wird. Während der Ratsherr Gonzalo versucht, dem gestrandeten König Mut zu machen, reden die Widersacher Sebastian und Antonio alles schlecht. Und sie haben ein gutes Argument: es ist nicht sicher, ob der Thronfolger Ferdinand das Schiffsunglück überlebt hat. Zwar gibt es Anzeichen dafür, aber diese werden zerredet. Schließlich fallen bis auf die Intriganten Sebastian und Antonio alle in tiefen Schlaf. Wir werden nun Zeuge, wie die beiden Mordpläne schmieden. Sie können sie aber nicht ausführen, weil der Luftgeist Ariel, der den Schlaf ja überhaupt bewirkt hat, die Betroffenen rechtzeitig weckt.
Die zweite Szene wühlt auf: der Erdgeist Caliban, ein unfreies, gewissermaßen verfluchtes Wesen wird von dem Trinker Stephano durch Alkohol so benebelt, dass Caliban sich ihm unterwirft. Er huldigt dem Trinker als Gottheit, weil er vom Rausch überwältigt ist. Und diese Offenbarung feiert er als Weg in die Freiheit.
Wird fortgesetzt.
Eine Radiosendung, in der es um das Mittelmeer ging, hat mich auf dieses Drama gebracht.
Die interessanteste Figur dieses Stückes ist für mich der Erdgeist Caliban. Er wird einerseits von Prospero äußerlich kolonisiert und andererseits von einem Trinker durch Alkohol gefügig gemacht. Sowohl der Gebildete als auch die Unterschicht können sich für etwas besseres halten. Caliban rebelliert gegen den Aufklärer Prospero, weil dieser ihn durch Bildung nur erniedrigte. Caliban unterwirft sich der Unterschicht, weil sie ihm Rausch verschafft und damit die Urteilskraft nimmt.
Die Geschichte der Naturwissenschaften ist oft auch eine Geschichte der Zauberei. Gelehrte, die Naturrätseln nachspürten, kamen zu Erkenntnissen und Fertigkeiten, die Außenstehenden als Magie erscheinen mussten.
Der Schlaf spielt eine besondere Rolle in dem Stück. Er wird uns als einen zauberhaft bewirkten Zustand vorgeführt, der wichtiges ans Tageslicht bringt.
Wikipedia: Der Sturm (Shakespeare)
Projekt Gutenberg: Der Sturm (alte Übersetzung)
Projekt Gutenberg: The Tempest (editiert 1863)
Shakespeare, William: Märchenspiele. Gesammelte Werke 15. München, 1968. Wilhelm Goldmann Verlag.
Siehe auch: Deutsche Nationalbibliothek
Das Buch enthält: Wintermärchen, Sturm und ein Literaturverzeichnis. Nach der dritten Gesamtausgabe der Schlegel-Tieckschen Shakespeare-Übersetzung von 1843/44, Berlin, in aktualisierter Orthographie und Interpunktion. Goldmanns Gelbe Taschenbücher, Verlagsnummer 1531.
Das Stück „Der Sturm” wird in der Übersetzung von August Wilhelm von Schlegel wiedergegeben.