[Startseite][Kirche]Andacht am 27.6.2007

Andacht vom 27.6.2007

Der 23. Psalm ist einer der bekanntesten Texte der Bibel. Deshalb scheint er für sich selbst zu sprechen. Trotzdem will ich in dieser Andacht einige Aspekte beleuchten, die sich vielleicht nicht beim ersten Lesen erschließen.

Mit diesem berühmten Psalm plaudert David gewissermaßen aus dem Nähkästchen, denn er deutet mit seinen Bildern an, woher er kommt: Er war Hirte.
Romantisch ging und geht es da sicher selten zu. Die Hirten sind den Unbilden des Klimas ausgesetzt, der Hitze am Tag und der Kälte in der Nacht. Unter Durst und Hunger haben sie zu leiden, und die Raubtiere der Wüste können sicher nicht nur den Herdentieren zur Gefahr werden. Außerdem gehören die Hirten zu den Armen der Gesellschaft, von denen David einer war. Er, der ganz unten angefangen hat, verbindet in dem Psalm seine Arbeitswelt mit dem Wesen Gottes, der zum Hirten wird, so wie Jesus später das Amt übernimmt.

Die "grüne Aue", das "frische Wasser" – Verheißungen einer neuen Welt klingen hier an, die später Hesekiel aufgreifen wird. Aus unserem Wohlstand kommend, können wir die Bedeutung einer grünen Aue und frischen Wassers kaum nachvollziehen. Gärten mit vielfältigen Grün zieren unser Wohngebiet, und frisches Wasser können wir, so es uns danach verlangt, jederzeit und in Unmengen dem Wasserhahn entnehmen.
Das "finstere Tal" - In der Welt der Hirten steht es für die Schluchten, die unwegsam und voller Gefahren sind. An vielen Stellen kann man böse stürzen, das Revier wilder Tiere stören oder auch von Wegelagerern überfallen werden. Für viele von uns steht das Tal auch für die dunklen Stunden des Lebens.
Mit "Stecken und Stab" vertreibt der Hirt die wilden Tiere. Aber sie symbolisieren auch die zwei Balken des Kreuzes, die Jesus' Sieg über den Tod bedeuten.

"Im Angesicht meiner Feinde" – David war oft angefeindet. Er stand in vielen Kämpfen gegen äußere, aber auch innere Feinde. Und wer Davids Geschichte kennt, weiß, dass auch er schwere Schuld auf sich geladen hat. Die Feinde saßen zuweilen auch in seinem Herzen.
"Du salbest mein Haupt mit Öl" – Öl heilt Wunden und steht damit für die äußere Gesundheit und für die innere Heilung. Weiter symbolisiert es Schönheit, Reichtum und Freude. Die Salbung zeichnet einen Menschen, einen Gegenstand, einen Ort aus vor Gott. Das Gesalbte gehört Gott. Der Ewige König ist der Gesalbte, der Christus. Wir Christen gehören Gott.
"Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen ein Leben lang." – Zum Ende des Psalms greift der Sänger wieder ein Hirtenbild auf: das des Hirtenhundes, der die Herde zusammenhält. Doch statt der Hirtenhunde verfolgt uns die Barmherzigkeit Gottes, um uns zu halten.

"Ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar." – Wir dürfen vertrauen auf die Verheißung, die Jesus ausspricht im Johannes-Evangelium: "Im Hause des Vaters sind viele Wohnungen."
Amen.

Uwe Heiland


[nach oben] | [Startseite][Kirche]Andacht am 27.6.2007