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From Hell

Jack the Ripper - der "Hannibal" des 19. Jahrhunderts

Meine Filmkritik

(Gesehen am 26.02.2002 in der Sneak-Preview der "Passage", Neukölln)

Gute Thriller leben von dem, was sie nicht zeigen. An diese Richtschnur hält sich auch "From Hell ". Man sieht also nur, dass Jack schneidet, nicht, was er schneidet.

Johnny Depp, der Kriminalbeamte, ist verführerisch und erotisch wie immer. Es muss wohl so sein, geht nicht ohne. Seine Kollegin Heather Graham ist die rothaarige Schöne, die Freier-verhexende Hure, die doch Frau ist und an die Liebe glaubt. Brillant: Ian Holm als Sir William, dem königlichen Leibarzt und Jack. In der Schlüsselszene wandelt er sich vom kooperativen Sachverständigen zum durchgeknallten Hurenschlitzer. Schon für diese szenische Metamorphose lohnt sich der Gang ins Kino.

Filmtechnisch wird viel mit Verfremdungen gearbeitet: gespenstische Skylines vom London des 19. Jahrhunderts, unnatürlich kolorierte Himmel, gute Schnitte, Spiel mit Perspektiven, Weintrauben, die in pulsierendes Gewebe übergehen, Opium-Rausch und Sezierwerkzeuge. Beeindruckend ist auch Jacks schwarze Kutsche, die Unheil-kündend durch die Straßen Londons fährt.

Die Musik nervt - nicht weil sie schlecht wäre, sondern weil sie nach meinem Empfinden ohne Unterbrechung läuft. Es ist fast so, als hätten die Hughes Brothers ihrem Drehbuch nicht ganz getraut. Und damit bin ich bei der Story: Verschwörungstheorie ohne Ende und eine Gefallene Schöne, die eigentlich vom Familienleben auf dem Lande träumt, sind die Schwachstellen der Geschichte. Sie geben der Story den trivialen Touch. Das trostlose Leben von Prostituierten schimmert zwar durch, aber offensichtlich soll der Kinogänger mit Gefühlskitsch beruhigt werden. Naja, wer's braucht ...

Letzte inhaltliche Bearbeitung: 26. November 2006
Links aktualisiert: 25. Januar 2010

Uwe Heiland

Weitere Links:
Wikipedia (deutsch): From Hell
Moviemaster: From Hell
HYDRA e.V.


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