[Kino] [Startseite]

Princesas

(Gesehen am 26. Dezember 2006 in der Sneak-Preview in der "Passage", Neukölln)

Der Film beschreibt die Freundschaft zweier Prostituierten in Madrid. Caye (Candela Peña) ist eine Spanierin aus bürgerlichem Milieu, die ihrer Familie ihren Beruf verheimlicht, Zulema (Micaela Nevárez) lebt illegal, aus der Dominkanischen Republik kommend, in Spanien.
Der Film macht deutlich, dass es selbst unter Huren soziale Abstufungen gibt: die Illegalen machen es billiger und bieten dafür sogar mehr, was den Einheimischen ihren Markt verdirbt. Entsprechend grassieren auch da rassistische Vorbehalte.

Caye ist wie ihre Familie gefangen in einem Gestrüpp von Lebenslügen. Die Mutter verdrängt lange den Tod des Vaters und die erwachsenen Kinder spielen mehr oder weniger bereitwillig mit. Cayes Handy klingelt ständig – auch am Esstisch der Familie – aber keiner bekommt mit, dass sie damit Freier kontaktiert. Caye sehnt sich andererseits nach einem normalem Leben und einer stabilen Beziehung. Sie lernt auch einen Mann kennen und outet sich sogar als Hure, was er aber als Joke nimmt. Erst spät und unerwartet erkennt er die Wahrheit.
Zulema ist Mutter eines Fünfjährigen, die die Reise nach Europa gewagt hat, um sich eine legale Existenz aufzubauen. Sie hofft, eine Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen, was sie in die Fänge eines Angestellten treibt. Dieser schlägt sie in regelmäßigen Abständen krankenhausreif und gibt ihr doch nicht die erhofften Papiere.

"… connecting people" – der bekannte NOKIA-Slogan, welcher schon zu manch derbem Scherz Anlass gegeben hat, wird in dem Film zum stilistischen Mittel. Denn eben das bekannte NOKIA-Klingeln von Cayes "Dienst-Handy", vom Vibrationsalarm unterlegt, wird zu einem genialen filmischen Mittel.
Weiterhin ist anzumerken, dass der Regisseur de Arona an realen Schauplätzen, also auf dem Strich gedreht hat.

Zur Musik sage ich nur: Manu Chao.

Der Film ist keine leicht verdauliche Kost. Vielleicht kann der Satz: "Man existiert nur, weil jemand an einen denkt." über Ozeane verbinden, aber angesichts des Elends, das in der Prostitution herrscht, ist das nicht wirklich erbaulich.

Uwe Heiland
Berlin, im Dezember 2006

Weitere Links:
HYDRA e.V.
SexSicher (für Freier)

[nach oben] [Kino] [Startseite]