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Zuletzt bearbeitet am 6. Juni 2017
(Dienstag nach Pfingsten)

Der zwölfjährige Jesus im Tempel

Im Konfirmations-Gottesdienst am 04.06.17 (Pfingstsonntag) erzählte ich die Geschichte vom zwölfjährigen Jesus im Tempel. Sie steht im Lukas-Evangelium. Die Technik des Erzählens habe ich gerne genutzt, um sie etwas auszugestalten.

Jesus kam mit seiner Familie nach Jerusalem, um in die Gemeinschaft der Juden aufgenommen zu werden, so wie Ihr heute konfirmiert werdet. Das geschah anlässlich des Pessachfestes. Pessach war das große Fest der Juden, und in Jerusalem stand der große Tempel. In der Stadt war viel los: Tausende von Menschen mit ihren Opfertieren, überall war es eng.

Die Eltern waren froh, schnell wieder aus der Stadt in ihr beschauliches Galiläa zu kommen. Jesus aber blieb im Tempel, um mit den Priestern zu reden. Denn die Geschichten seines Volkes und seines Gottes, abends am Lagerfeuer erzählt, trieben ihn um. Auch wusste er um die Umstände seiner Geburt, wusste um seinen Cousin Johannes. Dieser wird später „Täufer” genannt werden, und Jesus war, das ist wichtig zu wissen, am Anfang ein Jünger dieses Johannes.
Vorhin haben wir gemeinsam den 23. Psalm gesprochen. Jesus sprach vielleicht auch über diesen Psalm des Hirtenjungen David, dem großen König, auf dessen Wiederkunft die Juden so sehnsüchtig warteten, damit dieser die Besatzung durch die Römer endlich beendete.

Inzwischen wähnten die Eltern ihren Sohn mit anderen unterwegs. Erst nach einem Tag merkten sie, dass er nicht dabei war. Und nun kehrten sie schnell zurück, um ihn verzweifelt in Jerusalem zu suchen. Ein wüstes Kopfkino spielte derweilen in ihnen ab. Jederzeit konnte es Unruhe mit den Römern geben, die ein Kind mit ins Verderben riss. Ritualmorde gab es. Und der Sklavenhandel blühte. Wie schnell konnte ein Kind von der Küste aus übers Mittelmeer verschifft werden!

Drei Tage suchen sie ihn. Drei Tage: so lange, wie Jona im Bauch des Fisches ausharren musste, so lange, wie Jesus später ins Reich der Toten hinab steigen würde. An den Tempel denken sie zuletzt. Erst da finden sie endlich Jesus, der in aller Seelenruhe mit den Priestern disputiert. Und die Eltern, statt ihn erleichtert in die Arme zu schließen, schütteln ihn durch. Angst und Schlaflosigkeit brechen sich Bahn: „Wo warst du so lange? Wir haben dich mit Schmerzen gesucht!”

Und Maria, so sagt der Text, bewegte alles das in ihrem Herzen. Erst sehr viel später, vielleicht erst, nachdem er von den Toten auferstanden ist, wird sie daran zurückdenken.

Und Jesus? Er sagt bloß: „Warum habt ihr mich gesucht? Wisst Ihr nicht, dass ich sein muss in dem, was meines Vaters ist?”

Uwe Heiland


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