Zuletzt bearbeitet am 17. April 2017
(Ostersonntag)
Nachdem das Osterfeuer am Karsamstag gegen 18 Uhr entzündet und durch eine Andacht von Jugendlichen umrahmt worden war, galt es, das Feuer am Brennen zu halten. Karsten und ich hatten es übernommen, die Nachtwache zu halten.
Wir hatten Glück, dass das Wetter gut mitspielte. Selbstverständlich war das nicht, denn am frühen Nachmittag waren heftigen Regenschauer nieder gegangen. Aber die Wolkenlücken wurden lang anhaltender und großflächiger. So bot die Nachtwache einen fast unbedeckten Sternenhimmel. Wir blieben trocken, und die Wartezeit erschien kürzer.
Der Frühlingshimmel zeigt die Reste des Winterhimmel, der Löwe beherrscht zusammen mit dem Bootes und der Jungfrau den Süden. Zum Ende der Nacht ist das Sommerdreieck zu sehen.
Der hellste Stern in der diesjährigen Osternacht, der Planet Jupiter, war ein Sonnenzeiger. Am 07.04. hatte er gegen 23 Uhr (MEZ) in Opposition gestanden (1). In solchen Wochen steht ein äußerer Planet der Sonne so gegenüber, dass er nachts direkt angestrahlt erscheint.
In der Osternacht gab Jupiter deshalb stets einen Hinweis, wo sich die Sonne gerade befand. Als er hinter Bäumen sichtbar wurde, war die Sonne richtig untergegangen. Gegen Mitternacht stand er am höchsten. Und je mehr er sich senkte, desto näher rückte das Ende der Nacht. Gedanklich zog ich in dieser Nacht oft die Verbindungslinie vom Jupiter zum Gegenpunkt, an dem ich die erhellende Sonne vermuten durfte.
Immer wieder geht in einer solchen Nacht der Blick gen Osten. Wann wird es dort heller? Irgend wann singt ein erster Vogel. Und dann ist es soweit: das Dunkel ist durchbrochen! Eine durchwachte Nacht ist anstrengend. Aber das Vergehen von Zeit zu erleben, ist eine besondere Form von Bewusstheit.
Der Abend des Karsamstages, dem Tag der Grabesruhe Christi, nimmt seinen Auftakt mit dem Osterfeuer. Sein Schein erhellt die Abenddämmerung und die hereinbrechende Nacht. Aber die Gemeinde muss die Leuchtkraft des Feuers erhalten. Doch sie kann das nicht allein aus eigner Kraft, denn die Glut glimmender Kohle kann sich lange bewahren ohne menschliches Zutun.
Uwe Heiland,
April 2017
1: Keller (2016): Kosmos Himmelsjahr 2017. S. 100