Zuletzt bearbeitet am 13. März 2017
In Rolins fiktionalem Roman geht es um das Schicksal des Meteorologen Alexei Wangenheim. Er ist ein Opfer des Stalinschen Terrors.
Das Buch hat vier Teile, die in kleine Kapitel gegliedert sind. Das erste Kapitel beginnt mit dem Satz:
„Sein Fachgebiet waren Wolken.” (Rolin, S. 10)Das Leben Wangenheims bis zu seiner Verhaftung wird beschrieben.Es zeigt ihn als einen Wissenschaftler, der sein Wirken in den Dienst der neuen Sowjetunion gestellt hatte.
„Mein Vertrauen in die Sowjetmacht ist in keiner Weise erschüttert …” (Rolin, S. 90)Das zweite Kapitel bringt in erster Linie Briefe, die Wangenheim aus der Gefangenschaft an seine Frau schrieb. Er hängt noch an seiner Ideologie und versucht, sich und ihr Mut zu machen. Gefangen ist er mit vielen anderen auf einer Klosterinsel im Weißen Meer.
„Elfhundertzehn Gefangene besteigen … das Schiff …;” (Rolin, S. 130)Im dritten Kapitel gehört er zu diesen Gefangenen, und es ist klar, dass er damit den Weg in den Tod angetreten hatte. Einer der ersten Jeschow-Erlasse hatte verfügt, tausende, so wie ihn, nach entsprechender Akteneinsicht erschießen zu lassen. Und noch lange danach waren die Verbrechen totgeschwiegen worden.
„Ich habe die Geschichte … so sorgfältig erzählt, wie ich konnte, …;” (Rolin, S. 170)Im letzten Kapitel geht er darauf ein, wie er und andere Intellektuelle seiner Generation so lange gebraucht haben, sich mit der Geschichte des Stalinismus auseinander zu setzen.
„Ich hätte Eleonora … treffen können.;” (Rolin, S. 185)Eleonora war die Tochter Wangenheims, jenes Mädchens, dem er seine anrührend schönen Zeichnungen und Bilderrätsel zugedacht hatte. In ihrem achten Lebensjahrzehnt, an einem Jahrestag der Verhaftung ihres Vaters, hatte sie sich das Leben genommen.
Alexei Wangenheim
Olivier Rolin
Das Buch hatte ich bei der „Büchergilde Gutenberg” bestellt, weil ich mich in nächster Zeit mit dem Stalinismus beschäftigen will. Die „Deutsche Nationalbibliothek” hat den Sachbegriff der fiktionalen Darstellung gewählt, der das Buch angemessen charakterisiert.
Im Buch sind zudem zahlreiche farbige Zeichnungen abgebildet. Diese hatte A. Wangenheim für seine kleine Tochter angefertigt, um so aus der Ferne der Lagerhaft Kontakt zu ihr zu halten. Es sind anrührende Bilder, die Wangenheims Schicksal nur umso unerträglicher machen.
Rolin hat anhand der Brief-Lektüre und seiner umfangreichen Recherchen in Russland Wangenheims Lebens- und Leidensweg rekonstruiert, so wie er sich zugetragen haben könnte, haben muss. Hier schreibt kein Historiker, aber auch kein Journalist.
Rolin, Olivier (2016): Der Meteorologe. Frankfurt am Main.
ISBN 978-3-7632-6879-5. Deutsche Nationalbibliothek.