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Zuletzt bearbeitet am 17. Juli 2017

Georg Lukács: Der junge Hegel

Lukács Text lese ich zur Zeit mit großem Gewinn. Er ist eine wichtige Ergänzung zu meiner erneuten Lektüre der „Phänomenologie”.

Auf das Buch bin ich das erste Mal Anfang der 80er Jahre aufmerksam geworden, als ich anfing, mich durch Hegels Phänomenologie zu quälen. In der Ullstein-Ausgabe sind Auszüge aus Lukács gedruckt worden.
Bei einem meiner Verwandtschaftsbesuchen kaufte ich dann die Weimarer Ausgabe.

Lukács, Georg (1986): Der junge Hegel und die Probleme der kapitalistischen Gesellschaft. Weimar.
Deutsche Nationalbibliothek.

Eigene Gedanken

  1. Der Text gibt einen guten Einblick in die Entwicklung des jungen Hegel und wird mir helfen, seine Texte besser einzuordnen.
  2. Bei der Frage nach Gott ist es wichtig, Hegels Idealismus richtig einzuordnen. Der junge Hegel ist in scharfe gedankliche Opposition zum Christentum gegangen. Andererseits hat er an der Religion festgehalten.
  3. Hegel fing erst an, sich mit Erkenntnisfragen eingehend zu beschäftigen, als er die objektive Wirklichkeit beschreiben wollte.
  4. Diese Beschreibung objektiver Verhältnisse führte ihn zu den Nationalökonomen Adam Smith und David Ricardo.
  5. Der Arbeitsbegriff der Nationalökonomen, der die Menschen zu Gestaltern, aber auch zu maschinellen Anhängseln macht, führt zum Begriff einer Umwelt, die den Menschen ihre Gesetze aufdrückt, aber auch von den Menschen verändert und gestaltet werden kann.
  6. Die unbegriffene Umwelt, die den Menschen mächtig gegenüber steht, kann gedanklich als objektiver Idealismus formuliert werden.
  7. Eine begriffene Umwelt, die die Menschen befähigt, ihre Welt zu gestalten, aber sich auch in sie einzubetten, kann als absoluter Idealismus formuliert werden.

Im ersten Teil des Buches setzt er sich mit Fragmenten aus Hegels Berner und Frankfurter Zeit auseinander. Im zweiten Teil geht er auf die ersten Veröffentlichungen aus der Jenaer Zeit ein, vor allem die „Differenz”-Schrift und „Glauben und Wissen”.
Schon in jungen Jahren denkt Hegel das Individuum immer mit dem Gemeinwesen, in dem es lebt, zusammen. Und dieses Gemeinwesen wird für Hegel in wachsendem Maße die bürgerliche Gesellschaft werden.

Dialektik stellt Lukács als ein Denkmodell dar, das stets daran gebunden bleibt, Sachverhalte konkret zu beschreiben und zu begreifen. Da Hegels Fragen hauptsächlich Fragen der Gesellschaft sind, ist es diesem um eine Erkenntnis der bürgerlichen Gesellschaft gegangen.

Lukács setzt sich mit den Texten des jungen Hegel auseinander. Dabei wird deutlich, dass viele Manuskripte, die Hegels Schülern noch vorgelegen haben müssen, im Laufe der Zeit verloren gegangen sind.

In seiner Frankfurter Zeit hat Hegel ökonomische Studien betrieben: Grundlegende Werke (Steuart, Smith), aber auch Zeitungsartikel. Rosenkranz hatte noch einiges an Papieren vorgelegen.

In der Auseinandersetzung mit der Ethik Kants beschäftigte Hegel sich mit der Lebenswelt in der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft, mit ihren Zwängen. Die Untersuchung ihrer Struktur führte ihn zum objektiven Idealismus.

Hegel hatte, so deute ich Lukács, am Idealismus festgehalten, weil ihm die Alternative zur bürgerlichen Gesellschaft fehlte. An einer Stelle spricht Lukács vom realen „tertium datur”, dem Sozialismus. Heute, nach seiner politischen, wirtschaftlichen und moralischen Niederlage, stellt sich die Frage, was wir, um mit Kant zu sprechen, noch hoffen dürfen.

Ich denke, dass, so man sich mit Hegel beschäftigen will, um die marxistischen Texte nicht herum kommt. Statt einem verquasten Mystizismus zu huldigen, beantwortet der Marxismus klar die sog. Grundfrage der Philosophie und ordnet, von dieser Hypothese ausgehend, die Begrifflichkeiten des Altmeisters.

Ich profitiere sehr von der Lektüre, weil sie mir das Denken des jungen Hegels erschließt und mein Halbwissen über den deutschen Idealismus ordnet. Aber Lukács dogmatisches Schulmeistern geht mir gehörig auf den Geist. Außerdem halte ich ihn moralisch nicht für integer. Er was Teil des stalinistischen Sumpfes in Europa. Das muss nicht gegen den Inhalt dessen sprechen, was er sagt; aber ich traue ja auch nicht den eugenischen Argumenten eines Nazi-Arztes.

Externe Links

Wikipedia: Georg Lukács
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