Zuletzt bearbeitet am 29. Mai 2015
Ein Christ kann sein Leben am Kirchenjahr orientieren. Die christliche Tradition hat die jahreszeitlichen Eigentümlichkeiten und Volksbräuche der nördlichen Hemnisphäre mit der schriftlichen Überlieferung verbunden.
Neben den folgenden, eigenen Betrachtungen sei auch auf externe Links verwiesen.
Unser Kirchenjahr beginnt mit dem Ersten Advent. Diese Zeit soll in Vorbereitung auf Weihnachten eine Fastenzeit sein (wenn sie's denn nur wäre ...).
In unserm Festkreis feiern wir Weihnachten am Vorabend des Ersten Weihnachtstages, dem Heiligen Abend. Die Ostkirche feiert dieses Fest am 6. Januar, ein Tag, der ebenfalls in unseren Festkreis eingebunden ist: das Epiphanias-Fest. Unsere katholischen Glaubensbrüder feiern es auch als Dreikönigs-Fest.
Die liturgische Farbe Weiß ist den Christusfesten (Weihnachten und Ostern) zugedacht. Die Farbe Grün steht für die Zeit des Reifens und Wachsens, die diesen großen Festen folgen soll.
Sonntag | Evangelium | Evangelist | Kapitel |
---|---|---|---|
Epiphanias | Die Weisen aus dem Morgenland | Mt. | 2 |
1. So. n. Epiphanias | Taufe Jesu | Mt. | 3 |
2. So. n. Epiph. | Hochzeit zu Kana | Jh. | 2 |
3. So. n. Epiph. | Hauptmann von Kapernaum | Mt. | 8 |
4. So. n. Epiph. | Stillung des Sturmes | Mk. | 4 |
5. So. n. Epiph. | Unkraut im Weizen | Mt. | 13 |
Letzter So. n. Epiph. | Verklärung Jesu | Mt. | 17 |
Mit der Geschichte von den Weisen aus dem Morgenland findet das Weihnachtsfest seinen ersten Abschluss, bevor es an Maria Lichtmess (2. Februar) endet. Die gute Nachricht von der Geburt des Gottessohnes wird allen Völkern zuteil, und mit der Taufe Jesu beginnt auch schon sein Wirken als ein Gefolgsmann des Johannes. Die Verklärung am letzten Epiphanias-Sonntag weist auf seine göttliche Bestimmung hin.
Sonntag | Evangelium | Evangelist | Kapitel |
---|---|---|---|
Septuagesimae | Gleichnis von den Tagelöhnern | Mt. | 20 |
Sexagesimae | Gleichnis vom Sämann | Lk. | 8 |
Estomihi | Leidensverkündigung | Mk. | 8 |
Violett steht für die Tage des Leidens. Viele werfen uns Christen ja vor, wir würden das Leiden glorifizieren und stünden zu ihm in einer besonders innigen und erotisch besetzten Beziehung. Ich dagegen denke, dass Leidenszeiten Teil unseres Lebens sind und dass Jesus sich als ganze Person mit den Leidenden dieser Welt solidarisiert hat.
Sonntag | Evangelium | Evangelist | Kapitel |
---|---|---|---|
Invocavit | Versuchung Jesu | Mt. | 4 |
Reminiscere | Gleichnis vom Weinberg | Mk. | 12 |
Oculi | Nachfolge | Lk. | 9 |
Laetare | Sterben des Weizenkorns | Jh. | 12 |
Judica | Der Erste ist Diener. | Mk. | 10 |
Palmarum | Einzug in Jerusalem | Jh. | 12 |
Das Leben besteht nicht nur aus aufsteigenden Lebenskurven und schönen Stunden.
Name des Sonntags | Vers aus der Bibel | Fundstelle |
---|---|---|
Invocavit |
„Er ruft mich an, darum will ich ihn erhören;” (Invocabit me et exaudiam eum) |
Ps. 91,15 |
Reminiscere |
„Gedenke, HERR, an deine Barmherzigkeit” (Reminiscere miserationum tuarum, Domine) |
Ps. 25,6 |
Oculi |
Meine Augen sehen immer auf Gott, den HERRN (Oculi mei semper ad Dominum) |
Ps. 25,15 |
Laetare | Freut euch mit Jerusalem! | Jes. 66,10 |
Judica |
Gott, schaffe mir Recht! (Iudica me, Deus) |
Ps. 43,1 |
Palmarum | Palmsonntag |
Papst Johannes Paul II hat eine Nova Vulgata autorisiert, in der sich der 25. Psalm findet. Im 91. Psalm übersetzt die Neue Vulgata den 15. Vers mit „Clambit” statt „Invocavit”.
Das alljährliche Datum des Osterfestes legt weder der Papst noch der Bischof fest, auch nicht die UNO oder die Bundeskanzlerin: es ist der Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond. Von diesem Sonntag aus kann gezählt werden, wann die Passionszeit beginnt und wann Pfingsten gefeiert wird.
Die Passionszeit beginnt am Aschermittwoch. Die Sonntage heißen: Invocavit, Reminiscere, Oculi, Laetare, Judica, Palmarum. Das sind sechs Wochen. Zählt mensch die Wochentage außer den Sonntagen, ergibt das 6 × 6, also 36 Tage. Dazu kommen die 4 Tage ab Aschermittwoch.
In dieser Zählung sind es von Aschermittwoch bis Karsamstag 40 Tage.
Zur Osterzeit (liturgische Farbe:Weiß) gehören fünf Sonntage: Quasimodogeniti, Misericordias Domini, Jubilate, Cantate und Rogate. Sie endet mit Himmelfahrt. Von Ostersonntag bis Himmelfahrt sind es 40 Tage.
Nach weiteren zehn Tagen, dazwischen liegt der Sonntag Exaudi, feiern wir Pfingsten. Wir gedenken der Zeit, in der Christus nicht mehr auf Erden ist und die Gemeinde in der Erwartung des Heiligen Geistes lebt.
Für ihre Reihenfolge der Passions- und Ostersonntage haben sich fleißige Katecheten Merkverse ausgedacht.
Name des Sonntags | Vers aus der Bibel | Fundstelle |
---|---|---|
Quasimodogeniti | Wie die neugeborenen Kindlein. | 1. Petr. 2,2 |
Misericordias Domini | Die Erde ist voll der Güte des Herrn. | Ps. 33,5 |
Jubilate | Jauchzet Gott, alle Lande! | Ps. 66,1 |
Cantate | Singet dem Herrn ein neues Lied! | Ps. 98,1 |
Rogate | Betet! | |
Exaudi | Herr, höre meine Stimme! | Ps. 27,7 |
Die Zitate sind den "Herrnhuter Losungen 2002" entnommen. Einige fettgedruckte Hervorhebungen habe ich mit Hilfe des "Kleinen Stowassers", München, 1987, 2. Aufl., erstellt.
Sonntag | Evangelium | Evangelist | Kapitel |
---|---|---|---|
Ostersonntag | Die Frauen am leeren Grab | Mk. | 16 |
Ostermontag | Die Jünger auf dem Weg nach Emmaus | Lk. | 24 |
Misericordias Domini | Jesus, der gute Hirte | Jh. | 10 |
Jubilate | Jesus, der wahre Weinstock | Jh. | 15 |
Cantate | Lobpreis des Vaters, Einladung der Mühseligen | Mt. | 11 |
Rogate | Beten in Jesu Namen | Jh. | 16 |
Chrisi Himmelfahrt | Himmelfahrt | Mk. | 24 |
Exaudi | Verkündung des Trösters | Jh. | 15f. |
Pfingstsonntag | Verheißung des Geistes | Jh. | 14 |
Pfingstmontag | Messias-Bekenntnis des Petrus | Mt. | 16 |
Am Sonntag nach Pfingsten feiern wir das Trinitatis-Fest, welches die längste Phase des Kirchenjahres einleitet: die Trinitatis-Zeit. Ihre liturgische Farbe Grün deutet an, dass die Saat des Karfreitags und der österlichen Auferstehung reifen muss. Diese Zeit endet kurz vor der Friedensdekade.
Die Friedensdekade beginnt mit dem Volkstrauertag und führt über den Buß- und Bettag zum Ewigkeitssonntag. Mit diesem Sonntag endet unser Kirchenjahr.
Die Zahl „40” findet mensch hier, wenn die Tage vom Martinstag (11. November) bis zum 24. Dezember gerechnet werden, abzüglich der vier Adventssonntage. Diese Zählweise finde ich nicht ganz schlüssig, weil die Sonntage des ausgehenden Kirchenjahres mitgezählt werden.
Die Reihenfolge: „Invocavit, Reminiscere, Oculi, Laetare, Judica, Palmarum” in der Passionszeit kann man sich merken mit:
„In rechter Ordnung lerne Jesu Passion.”
Die Reihenfolge: „Quasimodogeniti, Misericordias Domini, Jubilate, Cantate, Rogate, Exaudi” in der Osterzeit merke so:
„Quark müssen junge Cantoren roh essen.”
Wer sie sich erdacht hat, weiß ich nicht. Es dürfte sich um Volksgut handeln.
Uwe Heiland