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Zuletzt bearbeitet am 11. April 2015

Glaube und Denken

Für mein geistiges Leben habe ich mir den Grundsatz gesetzt, den Gegensatz von Glauben und Denken immer wieder neu auszudrücken und aufzuheben. Dass Glaube und Denken im Streit liegen können, sehe ich nicht als Mangel der einen oder der anderen Seite an. Beiden geht es um die Wahrheit.

Ich glaube an Gott. Ich gehe meinen Lebensweg in der Gewissheit, in Gott geborgen zu sein. Aber mein Glaubensleben hat Höhen und Tiefen. Und ich weiß, dass die Kirche Schuld auf sich geladen und dass sie die Menschen dumm gehalten hat. Die Humanisten und Freidenker sind keine irregeleiteten Schafe oder verstockte Böcke. Ihr Atheismus ist ein Wut- und Klagepsalm. Und Gott hört ihn sehr gut.
Vielleicht betet er ihn sogar mit.

Ich denke. In meinen Gedanken kann ich die Welt, in der ich lebe und die ich bin, so in mir abbilden, das sie be-greifbar wird. Aber mein Denken erfasst oft nicht alle Kenntnisse, es unterliegt falschen Schlüssen, ist von unbewussten Wünschen gelenkt. Wehe aber, wenn Menschen sich zu Göttern erheben, wenn sie meinen, anderen ihren selbstgeschaffenen Heilsplan aufzwingen zu dürfen. Die Visionen von einer kommunistischen Welt oder von einer Welt zucht-veredelter Menschen sind in Studierstuben gewachsen. Am Ende standen der Archipel Gulag und Auschwitz. Der rote und der braune Terror haben weniger zu tun mit mangelnder Bibelkenntnis oder seltenem Gottesdienstbesuch, sondern mehr mit geistiger Haltlosigkeit und Isolation, mit Atomisierung von Seelen.

Auf meinem Lebensweg ist mir HEGEL ein Autor geworden, mit dem ich mich immer wieder auseinandergesetzt habe.

Meine Deutung der Religionsphilosophie Hegels

Hegels Religionsphilosophie hat als wichtiges Element den ontologischen Gottesbeweis: Habe ich einen Begriff von Gott, dann existiert er auch. Zwei weitere Bausteine sind die Dialektik und die Logik.

Die Dialektik ist der Eingriff des Lebens in die Welt des Geistes. Spirituell heißt das: In der Dialektik ist Gott auf dem Weg mit uns durch Raum und Zeit. Es ist die Sphäre des ungläubigen Thomas, des Weisen Hiob, des leidenden Jesus.

In der Wissenschaft der Logik ist der denkende Geist in Zwiesprache mit sich selbst. Hegels Logik hat eine mystische Dimension.

In Hegels „Phänomenologie” finden sich die Sätze, dass das Absolute Subjekt und dass es Substanz sei. In seinem System finde ich das als subjektiven und objektiven Geist, wobei beides vom absoluten Geist zusammen gehalten wird.

Auf die Welt der Religion übertragen, verarbeitet das Individuum, der Einzelne seine Glaubenserfahrungen als subjektiver Geist. Er sieht sich in seine Welt gestellt, die ihm als Gottes Schöpfung umfängt und damit als objektiver Geist zu fassen ist.


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