Zuletzt bearbeitet am 25. Oktober 2019
Weltanschauliches Denken war für mich immer auch politisches Denken. Und politisch sein hieß für mich schon lange: links sein. Und in den 70er Jahren hieß links sein: sich mit Marx auseinander zu setzen. So kam ich zur Dialektik. Da dauert es nicht lange, bis man auf den „Altmeister” Hegel stößt. Und da Hegel ein idealistischer Philosoph war, d.h. für ihn der Geist und nicht die Materie das alles Konstituierende war, wurde es für mich als Christ sehr bald interessant, mich mit ihm näher zu beschäftigen.
Hegels System ist ein begriffliches System, das helfen kann, die Denkbegriffe des alten europäischen Denkens von der Antike bis hin zu Kant zu ordnen. Durch seine Schüler, und das waren nicht nur Marx, Engels und Lenin, ist es immer noch in uns vorhanden und hat unser Denken und Sprechen durchzogen.
Hegel war ein europäischer Denker. Das macht seine intellektuelle Leistung, aber auch seine Begrenzung aus. Für mich ist der „Weltgeist” ein europäischer Geist.
Folgende Gebiete möchte ich nennen:
Meine Staatsprüfung schloss ich unter anderen im Fach Philosophie ab. Schwerpunkttext waren die Propädeutischen Schriften.
Nicht nur das Individuum, sondern auch Begriffe müssen als ein Selbst gedacht werden. Ein Begriff, der für sich wird, muss also mit einem "sich" zusammengedacht werden können. Nachzuvollziehen ist das nur, wenn den Begriffen ein Selbstbewusstsein zugesprochen wird. Das aber ist gerade der Grundgedanke des dialektischen Idealismus' Hegels, mit dem ich an die Texte dieses Philosophen herangehe.
Begriffe, die gewissermaßen ein Eigenleben haben, sind natürlich eine gedankliche Zumutung. Aber auch, wenn sie keine Spukgestalten sind, sollen sie so gedacht werden, dass sie ihre Geschichte in sich tragen, die sich in dialektischen Prozessen entwickelt hat. Eine andere Frage ist, ob diese Begriffe untrennbar mit den Menschen verbunden sind, die sie weitertragen, oder ob sie ewige Ideen sind, die zu ganz anderen Zeiten an anderen Orten wieder so auftauchen würden. Zugespitzt so formuliert: Würden menschenähnliche Lebewesen in einem anderem Sonnensystem irgendwann einen Freiheitsbegriff entwickeln, der dem unseren vergleichbar ist?
Zum Verstänknis der Dialektik ist im Hinterkopf zu behalten, dass ihr eine Weltsicht zum Grunde liegt, die Welt- und Selbsterkenntnis stets zusammendenkt. Der dialektisch denkende Mensch hat die Geistesentwicklung des Abendlandes durchlaufen und verarbeitet, er/sie steht frei und selbstbewusst als mündiger Mensch in einem bürgerlichen Leben und ist der Selbstbetrachtung fähig.
Uwe Heiland