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Zuletzt bearbeitet am 10. Oktober 2018

Kommunismus

Von 1985 bis 1990 war ich Mitglied der SEW. Schon 1983 abonnierte ich die sozialistische Tageszeitung "Die Wahrheit". Die Wende war eine Zäsur, die für mich nicht überraschend kam.

Kurzer Abriss dieser Zeit

Der erste Kontakt mit der Partei war das Abo der Zeitung "Die Wahrheit". Zu der Zeit war ich noch in der SPD. Am Anfang war die Zeitung für mich eine linke Informationsquelle über Stadt, Land und Welt. Aber sie führte mich auch in die Lebenswelt der Kommunisten ein. Meine Zurückhaltung und Skepsis nahm ab.

Meine marxistische Grundhaltung brachte mich in immer größeren Konflikt mit der SPD. Ich habe die SPD nicht im Zorn verlassen, sondern in der Überzeugung, mit der SEW den für mich richtigen Weg zu gehen. Aber immer war mir klar, dass viele Menschen gute Gründe hatten, dem Kommunismus abzuschwören.

Ich trat am 8. Mai 1985 der SEW bei. Das war kein Zufall, sondern meine Antwort auf Shoa und Weltkrieg: für mich ging es darum, den Weg des damaligen Neuanfangs weiterzugehen.

Als junger Mann hatte ich die Hoffnung, dass die DDR wenigstens im Keim eine Gesellschaftsordnung in sich trüge, die langfristig zukunftsfähig wäre. Ein Paradies war sie für mich nicht. Zudem waren für mich die Zeitumstände des Kalten Krieges eine Folge des verlorenen deutschen Angriffskrieges. Die Sowjetunion hatte 1945 nicht die geringste Veranlassung, dem deutschen Volke einen funktionierenden Rechtsstaat zu schenken.

Meine Jahre in der SEW waren von der Tschernobyl-Katastrophe und Gorbatschows Politik geprägt. Ich hatte die Hoffnung, dass der Sozialismus sich noch einmal reformieren könnte. Heute denke ich, dass die Biermann-Ausbürgerung ein Tiefpunkt war, aus dem die DDR nicht mehr herauskommen konnte.

Ich habe die Mauer immer als einen Makel gesehen, aber ich gehörte nicht zu denen, die ein ständiges „Die Mauer muss weg!” ausposaunten. Die meisten, die so sprachen, schwiegen vom Weltkrieg. Für mich war die deutsche Teilung eine Kriegsfolge, und ich war glücklich, als die Mauer fiel.
Kurze Zeit danach brach die Scheinwelt, in der wir SEWler lebten, zusammen.

Im September 1993 trat ich wieder in die SPD ein. Das war nicht reumütig, aber gereift, gelassen und nachdenklich. Mir ist es so, als hätte ich in den Jahren von 1981 bis 1993 einen geschichtlichen Prozess neu so durchlebt, wie es eben möglich war. Er bekam mir auch besser, denn sowohl das Nazi-KZ wie auch der Gulag blieben mir erspart.

Aufarbeitung

Die Geschichte der DDR darf nicht in Vergessenheit geraten, und das, was damals geschah, muss aufgearbeitet werden. Die sog. Gauck-Behörde und ihr Nachfolger sind eine wichtige Institution.

Der Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen

Der Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen hat eine Schriftenreihe herausgegeben, die ich empfehle.

Im Band 9 schreibt Jenny Niederstadt über die SEW und die „Die Wahrheit” (1999): "Erbitten Anweisung!" - Die West-Berliner SEW und ihre Tageszeitung "Die Wahrheit" auf SED-Kurs. ISBN 3-934085-02-4.
Die gedruckte Ausgabe ist vergriffen, aber das PDF-Dokument (282.7 kB) ist herunterzuladen; der Download müsste automatisch starten.

Weitere Links

Wikipedia: Sozialistische Einheitspartei Westberlins (SEW)

Lehren aus dem Wendejahr

Ausführlich zur Wende…
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